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Donnerstag, 21. September 2017

Sinnlichkeit

Ein Parfum, das man lange nicht benutzt hat, erstmals wieder verwenden und intensiv seinen Duft wahrnehmen.

Weiche, reife Birnen.

Die ersten Kastanienigel auf der Straße.

Unverhofft einen Schirm dabeihaben, wenn es plötzlich regnet wie aus Eimern. Ins nächste Café flüchten, Tee trinken, der nicht schmeckt, aber immerhin im Trockenen sein. Durch die Scheiben dem Wolkenbruch zusehen.

Mit dem Motorroller durch riesige Pfützen fahren.

Jemand Fremdes treffen, kurz nett plaudern und wieder auseinandergehen.


In einem Trödelladen stöbern. All der Kram, das Schöne, der Kitsch.

Die herabhängenden Zweige eines Baums am Flussufer, die das fließende Wasser sanft berühren, wie zum Streicheln.

Das Federkleid von Staren. Wie samten und mit tausend Perlen bestickt.

Eine fremde Katze streicheln, von Kopf bis Fuß. Freudiges Staunen über ihr Vertrauen, ihre Hingabe.

Jeden Tag mehrmals am Pfirsichbaum neue Früchte einsammeln („Bäumchen, schüttel dich!“). Sobald genug zusammen sind, davon Marmelade kochen. Stolz und Wohlgefühl über Selbstgemachtes, das gelungen ist.

Anziehung mit einem Mann fühlen – und es dabei belassen.

Das Gluckern und Gurgeln der Heizung, wie als würde sie sich mühsam aus ihrem Sommerschlaf erheben. Das angenehme Gefühl, dass es warm im Zimmer wird, wohlig. Der Luxus, einfach einen Knauf an einem Gerät zu drehen, und schon kommt Wärme, jederzeit.

Polaroidfotos und andere Bilder zum Anfassen.

Haruki Murakamis Geschichten.

Eine mit dem Fuß zugeschubste Tür fällt gerade so und leise ins Schloss.

An einem drinnen verbummelten Tag gegen Abend noch kurz spazieren gehen und eine körperliche Freude darüber empfinden, es gemacht zu haben. Die kühle, würzige Luft einatmen, die Herbstfarben und die verschwindende Sonne aufsaugen.


Das dunkle Leuchten von Rotwein im Glas. Der Geschmack fruchtig, aber nicht zu süß.

Einen Film ohne Untertitel schauen, in einer Sprache, die man nicht versteht.

Eine Wärmflasche auf dem Bauch.

Heißer Apfelsaft mit Ingwer und Zimt.

Der Kopf sinkt ins weiche, weiße Kopfkissen, eingerahmt von langem Haar. Dieses wohlige Hier-und-so-ist-es-am-schönsten-Gefühl beim Einschlafen im eigenen Bett.